Kochi in Kerala und unser persönlicher Prabaker

23 11 2011

Mittlerweile sind wir im südlichen Indien angekommen, genauer gesagt im Bundesstaat Kerala, der sich entlang der Südwest-Küste erstreckt. Bevor wir jedoch  zu unseren Erlebnissen hier kommen, möchten wir Euch noch kurz von der Nachtfahrt mit dem Zug berichten, der uns am Freitag, den 18.11. von Goa (der Abschied fiel uns wahrlich nicht leicht) nach Kochi brachte. Um es kurz zu machen: Es war schrecklich! Dummerweise hatten wir uns vorher nicht richtig über die verschiedenen Zugklassen informiert und nichtsahnend die Sleeper Class gebucht, wobei wir uns schon gewundert haben, warum wir für eine 850 km weite Zugfahrt nichtmal  10 Euro pro Person zahlen mussten.  Von Goa ging’s dann also mit einstündiger Verspätung um 20.30 Uhr los und schon auf den Bahnsteig kam es uns komisch vor, dass die Wagen unserer Klasse fast am Ende des Zuges waren, wohingegen die wenigen anderen Touris vorn eingestiegen sind. Wie auch immer, wir stiegen also ein und unser erster Gedanke war: Viehtransport! Es war wirklich ekelig, total dreckig, versifft, hat nach Pinkel gestunken, umgeben von vor allem indischen Männern, die dich anstarren. Ich (Heike) hab echt gedacht das überleb ich nicht. Robbe war da schon etwas entspannter, aber nichts desto trotz war er auch froh, als wir die beiden noch kommenden Zugnachtfahrten auf bessere Klassen umbuchen konnten. Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, auch widrigen Umständen zu trotzen und auch mal so wie die Einheimischen zu reisen, aber das war dann doch hart an der Grenze. Wir haben die 14,5 stündige Zugfahrt letztlich überstanden, aber eine Erfahrung dieser Art reicht vollkommen aus ;-)!
Das Umbuchen der noch verbleibenden Zugtickets war ebenfalls eine Story für sich: In Kochi sind wir also zum Reservierungsbüro gegangen und es fängt hier in Indien schonmal damit an, zu einem Schalter oder ähnlichen überhaupt vorzudringen. Die Inder drängeln wo sie nur können, da ist deutsche Ordnung a la „Wo ist das Ende der Schlange?“ völlig unangebracht; und körperliche Nähe sollte man in diesen Momenten auch nicht scheuen, sonst kommt man nie an die Reihe. Unsere vergeblichen Bemühungen, überhaupt den Mann hinter dem Schalter zu erreichen, hat dann auch ein Inder bemerkt und bot uns sogleich seine Hilfe an, naja – eigentlich hat er sie uns eher aufgedrängt und ist uns nicht mehr von der Seite gewichen. In dem Moment waren wir zugegebenermaßen froh darüber, ahnten aber schon, dass das nicht ohne Gegenleistung über die Bühne gehen wird. Und so war es dann auch, nachdem wir unsere Tickets in den Händen hielten, wollte er uns unbedingt seinen Handicraft-Shop  zeigen. Wir wollten höflich sein und gingen also mit. Dann saßen wir da zwischen handgemachten Bettüberdecken, Schmuckkästchen und allerlei anderer Souveniers und der Typ starrte vor allem mich die ganze Zeit an und verteilte zum Abschied auch noch Küsschen… Am Ende stellt sich raus, dass wir ihn zum essen einladen sollten. Grundsätzlich würden wir das ja auch mal machen, aber dieser Typ war seltsam und vor allem irgendwie anzüglich. Nicht die erste Geschichte dieser Art, die wir erlebt haben; und wieder die Bestätigung, dass Hilfeleistungen eigentlich nie ohne Gegenleistung funktionieren.

Nun aber zum eigentlichen Thema,  unser Besuch in Kochi. Wir haben zwei Tage in Kochi oder Cochin verbracht, welches sich über mehrere Inseln und Halbinseln erstreckt. Fort Cochin ist dabei der touristisch interessanteste Teil, wo sich die meisten Sehenswürdigkeiten befinden. Wir haben dort am ersten Tag eine kleine Tour mit einem TukTuk gemacht und hatten einen sehr netten Führer, der uns allerlei über Kerala, Südindien und die Unterschiede zum Norden berichtet hat. Irgendwie hat uns der Kollege, dessen Namen wir uns leider nicht gemerkt haben, an Prabaker aus dem Buch Shantaram erinnert, wo es auch darum geht, dass ein Westler von einem kleinen Inder in die indischen Lebensgewohnheiten eingewiesen wurde (ihr verzeiht den Vergleich, aber das Buch hat bei uns bleibenden Eindruck hinterlassen….) Mit unserem Prabaker fuhren wir also die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Fort Cochins an. In Kochi sind im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Völker gelandet, die Portugiesen, Engländer, Holländer, Chinesen. Es gibt alte Häuser im Stil eines englischen Dorfes, Villen die von den Portugiesen und Niederländern erbaut wurden, alte chinesische Fischernetze und die älteste von Europäern erbaute Kirche Indiens. Zu finden sind auch viele Galerien, nette Cafés, Restaurants und Stände, die frische Meeresfrüchte anbieten, ein jüdisches Viertel und viele Gewürzmärkte. Es geht hier relativ entspannt zu im Vergleich zu den normalen indischen Verhältnissen, sodass man hier gut einige Tage verbringen kann.
Aufgrund der strategisch günstigeren Verkehrsanbindung haben wir zwar im Stadteil Ernakulam genächtigt, sind aber an beiden Tagen mit der Fähre bzw. TukTuk nach Fort Cochin gefahren und haben den historischen Flair des Viertels genossen.



Aktionen

Informationen

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>